Vorbemerkungen zur Chronik unserer Bruderschaft
Zur Entstehung der Schützenvereine lässt sich feststellen, dass sie im Hochmittelalter entstanden. Zu dieser Zeit bildeten sich in den einzelnen Pfarreien solche Vereine. Diese Bruderschaften waren in der Regel reine Männerbruderschaften und nach einem großen Heiligen oder der Gottesmutter benannt.
Als später die Zeiten rauer wurden und wilde Horden durch das Land zogen, schlossen sich diese Männerbruderschaften zu so genannten Schützenbruderschaften zusammen, um den Heimatort und die Einwohner zu schützen. Auch und vor allem der Schutz der Kirchen und Prozessionen war zuweilen notwendig geworden. Hier waren es die Schützen, die einsprangen, um das Allerheiligste gegen Übergriffe zu schützen. Diese Aufgabe war ihnen vom Kölner Erzbischof Dietrich von Mörs (1414 - 1463) zugeteilt worden. Der besondere Schutz und der Einsatz für die Mitmenschen hat den Schützen in weiten Teilen unseres Landes viel Ehre eingebracht. Waren es in Zeiten der Pest immer wieder die Schützen, die, als sonst niemand bereit war, die an der Pest Gestorbenen zu begraben, auch diese damals sicher notwendige humanitäre Aufgabe übernahmen.
Dass die Schützen bis heute überstehen konnten, liegt in der Hauptsache an der engen Bindung an die Kirche. Noch heute ist bei vielen Schützenbruderschaften der Fronleichnamstag der höchste Festtag des Vereins. Betrachtet man die Geschichte Patterns, so kann man sehr leicht feststellen, dass sie ganz eng verbunden ist mit der damaligen Pfarre Geuenich - eine Siedlung mit einer Kirche, einem Pfarrhof, einer Küsterei und einigen Höfen. Dieses Kirchspiel war eine kirchliche Gemeinschaft der damaligen Ortschaften Altdorf, Inden und Pattern und auch örtlich zwischen diesen Orten gelegen.
Die Bruderschaften aus Inden und Altdorf begründen ihre Gründungsjahre auf Schriftstücke, die aus dieser Zeit der Gemeinschaft resultieren. Auch bei unserer Bruderschaft ist davon auszugehen, dass ihre Entstehung aus der Mitte des 15ten Jahrhunderts stammt. Nach der Zerstörung des Hofes Geuenich um 1400 zogen die damaligen Besitzer dieses Hofes nach Pattern und wurden dort Erbpächter des Hauses Bock. Dieser damalige Bewohner des Hauses Bock in Pattern (Foto) ist auf der großen Glocke der Kirche Inden als Stifter verewigt. Auch ist dieser Ritter mit Namen „Daim von Bruch, genannt von Pattern“ in der Chronik der Bruderschaft aus Lamersdorf erwähnt; ein echter Schütze also.
Leider sind die Recherchen unserer Ahnenforscher noch nicht so weit gediehen, unsere Bruderschaft hier zu entdecken, und so ist das vorgenannte noch nicht Aussage genug, um hieraus Rückschlüsse auf das Entstehen einer Patterner Bruderschaft schließen zu können.
Es ist daher selbstverständlich, dass sich die Bruderschaft auf die belegte Zeit, nämlich die Zeit der Neugründung im Jahre 1927 beschränkt. Deshalb feierten wir in den Tagen zwischen April und Mai des Jahres 2002 das Fest unseres 75-jährigen Bestehens.
Chronik der St. Matthäus Schützenbruderschaft 1927 e.V.
Sehr geehrte Leser,
wenn man das Alter der Bruderschaften in unserem Umfeld genau betrachtet, so kommt man zu der Erkenntnis, dass wir eine der jünsten Bruderschaften im Bezirksverband Jülich sind. Tatsächlich basieren unsere Auschreibungen auf dem Jahr 1927, ein Jahr, in dem unsere Bruderschaft sich neu gründete.
Damals waren es zwei Männer der Gemeinde Pattern, in denen die Idee reifte, eine Schützenbruderschaft zu gründen. Es waren Wilhelm Clotten und Franz Hahnrath, beide aus Dürboslar stammend. Beide lernten bereits in ihrer Jugendzeit in Dürboslar Sinn und Zweck des Schützenwesens kennen und pflegen. Sie verbreiteten ihren Entschluss und luden alle männlichen Personen in den damaligen Saal Breuer ein, um eine Schützenbruderschaft neu zu gründen. Man staunte nicht schlecht, denn besagte Männer wurden damals an einem Pfingstmontag, als die Gründungsversammlung einberufen war, nicht enttäuscht. Am Ende der Versammlung hatten sich 57 Mitglieder in das Schützenregister eingetragen, um fortan das Brauchtum und das Eintreten für Glaube, Sitte und Heimat zu gewährleisten. Die Bruderschaft bekam wie selbstverständlich den Namen des Pfarrpatrons „Matthäus“. Der erste Schützenmeister der Bruderschaft, im heutigen Sinne auch Brudermeister genannt, wurde Wilhelm Clotten, als erster Schützengeneral fungierte Josef Mürkens. Natürlich durfte ein kommandierender Hauptmann nicht fehlen. Dies war damals Franz Hahnrath, der früher einmal Feldwebel gewesen und deshalb bestens in der Lage war, den jungen Schützenbrüdern durch Exerzieren stramme Haltung beizubringen.
Es war eine Selbstverständlichkeit, dass alle Schützenbrüder darauf drängten, so schnell wie möglich öffentlich auftreten zu dürfen. So beschloss der Vorstand, noch im Gründungsjahr ein Schützenfest abzuhalten. Alle Vorbereitungen wurden getroffen. Man ermittelte im Laufe des Jahres den ersten Schützenkönig der Bruderschaft. Auf einer Wiese hinter der damaligen Vikarie wurde vom Pastor und Präses der Bruderschaft, Pfarrer Schmitz, der Vogelschuss eröffnet. Dem neuen Schützenkönig winkte bereits damals ein Königsgeld in höhe von DM 50,-. Eines der der jüngsten Mitglieder der Bruderschaft, nämlich Heinrich Koch, trug sich dann im Alter von 18 Jahren als erster König in das Register der Schützenbruderschaft ein. Der Grundstein für das erste Schützenfest nach der Neugründung war gelegt. Bereits damals unterhielt man gute Beziehungen zu den Nachbarortschaften. Man konnte den Musikverein und das Trommlercorps der Ortschaft Lohn verpflichten und so stand einem guten Schützenfest nichts mehr im Weg.
Der Anfang war gemacht, die Prüfung bestanden, so sagt es die Aufzeichnung der damaligen Chronik aus.
Der Geist unter den jungen Schützenbrüdern war eifrig. Eine Anregung jagte die andere; ein Vorschlag löste den anderen ab. Eine Fahne als Symbol der Bruderschaft war bei allen Versammlungen Hauptthema. Weiterhin wurde lebhaft besprochen und diskutiert, Offiziersuniformen anzuschaffen und die Gründung eines Trommlercorps anzustreben. Viele Opfer mussten gebracht werden. Aber bereits damals konnte diese junge Bruderschaft nichts auf ihrem Weg zum Ziel aufhalten und so war es auch nicht verwunderlich, dass bereits im Jahre 1928 Schützenhüte für das Offizierscorps vorhanden waren und auch ein Trommlercorps seine Arbeit aufnehmen sollte.
Es wurden Statuten erarbeitet und eine Satzung aufgestellt. Als höchster Festtag wurde der Fronleichnamstag festgelegt. Dies war den Schützenbrüdern sehr wichtig, da, wie bereits erwähnt, aus der Überlieferung hier die Schützenbrüder ihre eigentliche Aufgabe im Schutz des Allerheiligsten sahen.
Auch das Jahr 1928 war geprägt von Aktivitäten, um aus der Bruderschaft eine komplette Bruderschaft zu machen. Neben den Vorbereitungen zum Königsvogelschuss und zum Schützenfest konnte man sich über die Anschaffung der ersten Schützenfahne freuen. Dank des unermüdlichen Einsatzes junger Schützen, aber auch dank aller Patterner, war es möglich, innerhalb so kurzer Zeit das Geld für eine neue Fahne zu besorgen. War dies nicht schon genug Anlass, kräftig zu feiern, so konnte man zum gleichen Zeitpunkt die Installation eines neuen Trommlercorps bekannt geben. Die Leitung des Spielmannszuges übernahm Heinrich Keller.
Das Fest begann mit einem feierlichen Hochamt, während dessen der Präses der Bruderschaft die neue Fahne einweihte. Obwohl der Festzug im Regen versank, feierte man ein großes Fest mit dem Besuch vieler auswärtiger Vereine.
So folgte ein Schützenfest dem anderen. Auswärtige Veranstaltungen wurden besucht. Bald zierten Medaillen die Fahne und Orden den Korpsführer, bis das Jahr 1939 allem Schaffen ein Ende machte. Eine große Zahl der Schützen wurde zu den Waffen gerufen. Die Aktivitäten wurden größtenteils verboten und anderenorts wurden auch Fahnen und dergleichen konfisziert.
Das Vereinsleben lag brach und als 1944, wegen der herannahenden Front, Pattern geräumt werden musste, vergrub man Uniformen, Säbel und Fahne im Garten des 1. Brudermeisters Leonard Frings. Leider wurden diese, für unsere Bruderschaft nicht nur materiell wertvollen Sachen, im Laufe des Krieges entdeckt und entwendet.
Als nach den furchtbaren Kriegs- und Nachkriegsjahren sich das Leben wieder normalisierte, erwachte auch dank zweier eifriger Schützenbrüder wieder neuer Bruderschaftsgeist. Peter Schaffrath und Matthias Koch luden zu einer Generalversammlung ein. Am 31. Mai 1949 wurde ein neuer Vorstand gewählt, mit Peter Schaffrath an seiner Spitze.
Das Vereinsleben keimte wieder auf und man konnte endlich wieder Feste feiern. Dass dies damals wesentlich schwieriger war als heute, sieht man an der Tatsache, dass zwar ein Tanzsaal zur Verfügung stand, aber das komplette Mobiliar bei Nachbarvereinen ausgeliehen werden musste. Auch musste der König damals mittels Armbrust ermittelt werden, da es Gewehre noch nicht gab. Ein großes Problem war die Anschaffung neuer Uniformen, neuen Spielgerätes und dergleichen.
Schwierige Zeiten gerade in finanzieller Hinsicht waren zu bewältigen. Doch auch hier fand man einen guten Anfang. Mit der Einweihung einer neuen Fahne (Foto) konnte man schon im Jahre 1951 aufwarten. Im gleichen Jahr wurde bei den Patterner Schützen auch der erste Jungschützenprinz ermittelt. Es war Peter Jansen, dem diese Würde zuteil wurde.
Das Jahr 1952 stand für die Bruderschaft ganz im Zeichen des ersten, wenn auch kleinen, Jubiläums. Hier wurde nicht nur in einem größeren Rahmen gefeiert, sondern zu diesem Anlass gab es auch die ersten Ehrungen. Gleich 22 Jubilare wurden mit der Silbernadel ausgezeichnet. Erwähnenswert ist auch, dass man es zu diesem Zeitpunkt schaffte, eine Gemeinschaftsfahrt zu organisieren.
Das aktive Völkchen innerhalb der Bruderschaft ruhte nicht. Noch im Jubeljahr gründete man einen eigenen Theaterverein. Führte diese Abteilung zunächst einige bekannte Stücke auf, so war es Schützenbruder Josef Dickmeis, der in den Jahren 1955 bis 1958 die Regie übernahm. Es wurden viele bekannte und unbekannte Stücke wie z.B. „Wer melkt die Ziege“, „Die gestohlene Ehre“ oder „ Der Heiratskandidat“ aufgeführt. Diese Theaterstücke wurden mit großem, auch über die Grenzen Patterns hinausgehendem Erfolg dargebracht. Höhepunkt dieser Aufführungen war das Stück „Das Wunder von Fatima“ (siehe Foto rechts).
1957, hier lehnte man sich an das Gründungsjahr der Bruderschaft, feierte das Trommlercorps sein 30-jähriges Stiftungsfest in Form eines großen Freundschaftstreffens, an dem 18 Musikvereine ihr Können unter Beweis stellten und das kleine Pattern in Erstaunen versetzten.
Zwei glanzvolle Feste erlebte Pattern im Jahre 1967. Vom 29. April bis zum 1. Mai beging die Bruderschaft ihr 40-jähriges Jubiläum. Der Spielmannszug feierte am 1. und 2. Juli. Diese beiden Feste blieben Höhepunkte in der Geschichte der Bruderschaft.
Das Vereinsleben plätscherte einige Jahre so dahin, was wiederum die nicht ruhig werdenden Patterner Schützen auf die Idee brachte, endlich eine Schießabteilung zu gründen. Mit dieser Maßnahme hatte man einen Erfolg, der sich sehen lassen konnte. Innerhalb kurzer Zeit hatte man nicht nur eine sportlich sehr aktive und erfolgreiche Schießmannschaft auf die Beine gestellt, sondern auch dadurch eine regelrechte Verjüngungskur in der Bruderschaft eingeleitet. Man errichtete im Saale Scheld kurzerhand einen provisorischen Schießstand und schon konnte die neue Jungschützenabteilung den Schießbetrieb aufnehmen.
Erster Jungschützenmeister des Vereins wurde im Jahre 1973 Herbert Höppener, der mit seinen Jungen und Mädchen recht beachtliche Erfolge erzielte.
Irgendwie war man mit der provisorischen Einrichtung des Schießstandes nicht ganz zufrieden und so wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, einen eigenen Schießstand aufzubauen. Die Schützenbrüder nutzten die Gelegenheit und demontierten in aufwendiger Arbeit eine Holzbaracke, die eine große Firma zur Verfügung stellte. Es wurde versucht, diese in Pattern aufzubauen. Einen Platz hatte man in Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand, deren Vorsitz Pastor Engelen inne hatte, schnell gefunden. Das ganze Vorhaben scheiterte jedoch am politischen Gerangel und am Instanzenweg der Genehmigungen. Letztendlich musste dieses große Vorhaben aufgegeben werden. Positiv war, dass man die Baracke an eine befreundete Bruderschaft verkaufen konnte.
Ansonsten war, was die Festlichkeiten anbelangte, schon lange eine große Routine eingekehrt und die Aktivitäten der Bruderschaft waren jeweils gut geplant. So lief alles sprichwörtlich „wie am Schnürchen“. Erwähnenswert blieb in dieser Zeit, dass die Schützenbruderschaft irgendwann die Tradition des St. Martins-Umzuges in Pattern übernahm. Jedes Jahr wurde zusammen mit dem Spielmannszug im November nicht nur ein Fackelzug mit großem Martinsfeuer organisiert, sondern auch an die Kinder und älteren Mitmenschen des Dorfes eine aus Brotteig gebackene Gans verteilt. Fungierten in den ersten Jahren die Generäle Fritz Müller und Leo Becker als St. Martin, so waren es in der Folgezeit Karl Parting und Matthias Jansen, die diese ehrenvolle Aufgabe übernahmen und so vielen Kindern eine Freude bereiteten.
So ganz allmählich keimte in Pattern die Furcht vor der bevorstehenden Umsiedlung auf und dies war auch sehr früh in den Vereinen zu spüren. Jeder kümmerte sich mehr und mehr um seine Belange.
Ein neues, trauriges Kapitel schlug die Bruderschaft im Jahre 1985 auf. In diesem Jahr feierte man das letzte Schützenfest im alten Ort Pattern. Daher war es eine logische Frage, mit der die Chronik des Jahres 1985 endete:
„Quo Vadis“ - Schützenbruderschaft, wohin gehst du?
Berechtigt aus vielerlei Gründen. Da stand für die gesamte Dorfbevölkerung die Bewältigung der Umsiedlung an. Schon viele Patterner hatten den Ort verlassen. Sie waren in alle Himmelsrichtungen verstreut. Ein kleiner Rest wohnte noch im alten Ort. Vernagelte bzw. zugemauerte Fenster und Türen ließen den einst so schönen Ort fast wie eine Geisterlandschaft erscheinen. Angst und Grauen machte sich in der kleinen Schar Ausharrender breit.
Jeder kämpfte mit seinen eigenen Problemen:
- Was ist mit der Zukunft?
- Wie wird unser neues Zuhause?
- Kann ich mich am Umsiedlungsstandort wohl fühlen?
- Was wird aus alten Gewohnheiten, wie dem Plausch auf der Straße, dem Einkauf im Tante Emma Laden, ganz zu schweigen vom gemeinsamen Gottesdienst an jedem Wochenende?
- Was wird aus unseren Gräbern?
- Wie bekomme ich die finanzielle Situation in den Griff?
All diese Sorgen und viele mehr plagten die geschundene Bevölkerung. Da soll man da noch Zeit haben für Schützenkram, für Feste feiern; konnte man es sich noch leisten, Geld auszugeben?
Wer dies nicht miterlebt hat, kann in diesen Zeilen die Stimmung der Patterner zu dieser Zeit nicht nachempfinden.
Doch siehe da! Zwar wurden es immer weniger, aber urplötzlich erkannten alle, dass ein jeder das gleiche Problem hatte. Man konnte auf einmal miteinander reden und während man so miteinander redete, erkannte man, dass der Gegenüber gar kein übler Kerl war, nein, ein Leidensgenosse sogar.
Ohne es je anzusprechen, wurde ein inniger Bund geschlossen, Kameradschaft kam auf. Man half sich gegenseitig, verstand einander und so keimte allmählich Hoffnung auf bessere Zeiten auf. Hoffnung auch für Patterner Vereine den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern nach vorne zu sehen und dem drohenden Aus entschieden entgegenzutreten. Durch das Vorhandensein der Vereine konnte man das Miteinander gar noch intensivieren.
Unsere Bruderschaft zählte zwar noch 36 Mitglieder, jedoch waren es praktisch noch etwa zehn bis fünfzehn aktive Schützen, die durchhalten und weitermachen wollten. Es war allen klar, dass es in den nächsten Jahren kein Schützenfest für unseren Verein geben würde, denn man wollte nicht an Hausruinen vorbeimarschieren und auch nicht in leeren Zelten tanzen.
Um nicht alle Aktivitäten einzustellen, beschloss man, einige Ausgänge zu tätigen und die Erstkommunion sowie den traditionellen St. Martinsumzug für Kinder in das Programm der nächsten Jahre aufzunehmen.
Unter dem Leitwort „Erinnerung Wiedersehen Begegnung“ stand das große Kirchweihfest anlässlich des 125. Jahrestages der Einweihung unserer Pfarrkirche am 10.August 1986. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein „großes Fest“. Eine noch nie da gewesene Kulisse versammelte sich in der überfüllten Patterner Kirche zum gemeinsamen Gottesdienst. Auch Pastor Grubert war überwältigt angesichts dieser Anzahl von Gläubigen. Der Wettergott meinte es sehr gut mit den Patternern, die sich im Anschluss an den Gottesdienst auf dem schön geschmückten Schulplatz zum gemütlichen Teil des Festes trafen. Auch die Bruderschaft war maßgeblich an der Gestaltung des Festes beteiligt. Eine unvorstellbare Anzahl von Menschen, aus allen Gegenden zurück nach Pattern gekommen, hockte auf dem Festplatz zusammen bis in die Abendstunden hinein. Man schwelgte bei zünftiger Blasmusik in Erinnerungen, erzählte, redete und konnte so für einige Stunden den Alltag vergessen.
In Verbindung mit dem Umsiedlerfest, derer in diesen Jahren mehrere durchgeführt wurden, weihte man im August 1988 auch das „Kommunikationszentrum Neu-Pattern“ ein. Einen ganz besonders cleveren Einfall hatte unser General Peter Jansen (Foto). Ohne dass jemand etwas davon wusste, hatte er den Namen „Haus Pattern“ in ein dickes Stück Eichenholz schnitzen lassen.
Dieses überreichte er in aller Öffentlichkeit dem etwas verdutzten Bürgermeister mit der Erkenntnis, dass dieses Haus von nun an
„Haus Pattern“ und nicht Kommunikationszentrum
heiße. Er übergab das Stück Holz an Bürgermeister Schröder mit der Bitte, doch einen geeigneten Platz zu suchen.
Es war soweit, die Schützenbrüder beschlossen, am neuen Standort endlich Schützenfest zu feiern. Dies war in erster Linie zwei sich unnachgiebig einsetzenden Schützenbrüdern zu verdanken, nämlich Jürgen Berg und Herbert Jansen. Diese beiden wollten nicht länger warten und den Neuanfang schon 1989 wagen. Entsprechend wurde auch gehandelt.
Viele hatten auf diesen Tag gewartet. Am Palmsonntag, dem 19. März 1989, trat das Offizierskorps in Alt-Pattern zum gemeinsamen Gottesdienst an, holte sich dort Gottes Segen für einen erfolgreichen Tag, um anschließend im Haus Pattern mit dem Königsvogelschuss zu beginnen. Man begab sich ins Haus Pattern, um die erste Majestät zu ermitteln: Der erste Schützenkönig von Neu-Pattern hieß Matthias Jansen, der erste Prinz hieß Jürgen Frings (Foto).
Einige Wochen später begleitete unser Offizierscorps die hl. Messe anlässlich der ersten Heiligen Kommunion im alten Pattern. Dies ist deshalb so erwähnenswert, weil alle wussten und fühlten, dass es die letzte Erstkommunionfeier in unserer alten Kirche gewesen sein würde. Selbst gestandene Mannsbilder brachten nicht viel heraus. Keiner schämte sich der Tränen, die dort vergossen wurden, unbeschreiblich - traurig .
Umso erfreulicher war dann das erste Schützenfest am neuen Ort. Matthias Jansen mit seiner Ehefrau Marianne als Königspaar und auch Jungschützenprinz Jürgen Frings mit seiner Begleiterin Dorothee Prost erlebten bei strahlendem Wetter ein herrliches erstes Schützenfest am neuen Standort.
Ein mit gemischten Gefühlen aufgenommenes Bild zeigte sich den Gläubigen und somit auch den Schützenbrüdern zum Patronatsfest in der alten Ortschaft. Hier erhielten die Patterner hohen kirchlichen Besuch anlässlich des letzten Patroziniums in der alten Pfarrkirche. Bischof Dr. Klaus Hemmerle selbst war gekommen, um, wie er in einer Ansprache äußerte, ein Stück „Weggemeinschaft“ gerade mit den Patterner Bürgern zu demonstrieren. Ein ergreifendes Hochamt wurde von ihm zelebriert, gerade so, als sei man Gott ein wenig näher gekommen.
Schön waren seine tröstenden Worte und auch ein wenig Balsam auf die Wunden der Umsiedler.
Denkwürdig und äußerst traurig...
... war für die Alt-Patterner Einwohner das Datum des 12. Juli 1990. An diesem Tag fielen die Gemäuer der St. Matthäus Kirche der Ortschaft Pattern. Eine riesige Fallbirne riss innerhalb von wenigen Stunden ab, was vielen Patternern Jahrzehnte lang ein Ort der Zuflucht und der Besinnung war. Kommentarlos sollen diese Bilder hier dieses Stück Patterner Geschichte aufzeigen:
Bevor es zum Abriss der alten Pfarrkirche kam, gelang es unserem General Peter Jansen mit einigen Offizieren in einer eigenmächtigen Aktion die alten Bodenplatten der Pfarrkirche sicherzustellen. Diese zieren nun den Fußboden der St. Matthäus Kapelle am neuen Standort. Diese Kapelle soll den Patternern als Erinnerung an die alte Kirche dienen. Am 27. Juni 1992 wurde sie von Bischof Luis Madrid aus Kolumbien eingeweiht. Hier sind neben dem Fußboden noch einige Erinnerungsstücke der alten Pfarrkirche zu bewundern.
Neben diesen sehr tragischen Momenten in den ersten Jahren der Umsiedlung, die alle mit sehr viel Wehmut bedrückte, konnte aber unsere Bruderschaft eine wahre Auferstehung erleben. Im Neubaugebiet nutzte man jede sich bietende Gelegenheit, mit den Neubürgern in Kontakt zu treten und so war es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Interessierten und somit auch die Zahl der Mitglieder von Jahr zu Jahr anwuchs. Die Sympathie brachte zuweilen zweistellige Zuwachsraten.
Zum ersten Mal wurde im Jahre 1990 ein Patterner Königspaar in der Pfarrkirche zu Niedermerz vom Präses Pastor Grubert gekrönt.
Pastor Grubert hatte die Pfarrgemeinde Freialdenhoven übernommen und gab die de facto nicht mehr existierende Pfarrgemeinde an einen Vermögensverwalter ab. Für die St. Matthäus-Schützen bedeutete das, sich neu zu orientieren. Man machte sich die Entscheidung nicht leicht und nahm eine Bedenkzeit von einem Jahr, bevor man den Entschluss fasste, sich der Pfarre St. Johannes d. Täufer in Niedermerz anzuschließen. Somit war klar, dass der neue Präses der Bruderschaft Pastor Maqua wurde.
Den meisten Lesern braucht man nicht zu erzählen, welch schöne Schützenfeste die junge Bruderschaft in Neu-Pattern seither feiert. Es sind Feste, die mit sehr viel Freude Jahr für Jahr vorbereitet werden und man kann schon in der Woche vor dem eigentlichen Schützenfest erkennen, dass das Fest vor der Tür steht, denn bereits dann beginnen die Schützenbrüder mit dem Ausschmücken der Ortschaft und der Residenzen. Die Schützenfeste sind bereits für viele ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens innerhalb des Ortsteils.
Lassen Sie uns nun allgemein feststellen, dass das Schützenfest ein Fest der Bruderschaft ist, die, wenn sie nicht mehr den Willen, den Sinn für dieses Fest aufbringt, zum Sterben verurteilt wäre. Das Schützenfest ist ein sichtbares Bindeglied zwischen alter und neuer Zeit, das versucht, das Denken und Wollen der Väter und die Bindung mit den Vorfahren am Leben zu erhalten. Unsere Vorfahren wussten, welch magische Kraft ein Schützenfest in die Volksseele ausstrahlt, denn Schützenfest ist ein Stück des Volkes selbst. Es zu erhalten, es im alten Glanz wieder erstrahlen zu lassen, ist unsere Aufgabe und es als ständiges Mahnzeichen an unsere Jugend weiterzugeben, sei uns heute heilige Verpflichtung. Möge auch die Bevölkerung, die sich mit solcher Tradition noch nicht auseinander gesetzt hat, hier einmal zum Nachdenken angeregt werden.
Unsere junge Bruderschaft hat auf jeden Fall die Absicht, diese Tradition des Aufeinanderzugehens und des Miteinander weiter aufrecht zu erhalten. Möge Gottes Segen uns dabei begleiten.